Samstag, 28. Mai 2011

Höhepunkt zum Abschluss der Kur

"Dem Rücken zu Liebe"

Freitag 8 Uhr 30 Damp. Ich trete ein letztes Mal in der Therapiegruppe 3 zum DTT ORTHO 2 RÜCKEN an. Nachdem ein weiterer Patient und ich eher lustlos auf einem Pezziball vor uns hin hüpften (das stärkt die Bandscheiben) bekam ich eine klare Ansage von T.: "Michael, schnapp Dir Dein Laken und geh' schon mal in die freie Kabine! Wenn Du magst, machen heute nochmal Einzeltherapie." Also, so ein Laken bekommt hier jeder Patient zu Beginn der Kur. Man benötigt das nämlich aus hygienischen Gründen zum Abdecken der Therapieliege. Mit T. hatte ich bisher noch keine Einzeltherapie, aber gemeinsame Interessen. Zum Beispiel das Voltigieren. Bei einer Rückenübung auf der Bodenmatte sagte sie nämlich: "Hey, Du hast mal voltigiert; das ist die Fahne." Stimmt, yeah.

In der Kabine begutachtet Sie dann meinen Rücken und macht dann einige Übungen mit und für meine Beine. Nanu, dachte ich, wie das jetzt? Gut, ich weiß nun, wo bei mir der Hüftbeuger (oder so ähnlich) sitzt und wie der sich anfühlt, wenn jemand darauf drückt und ich versuche das entsprechende Bein angewinkelt hoch zu nehmen. Nach gut 30 Minuten stand ich wieder senkrecht und hatte ein neues Körpergefühl. Die Haltung locker aufrecht, der Rücken frei von Beschwernissen, super! "Sag' mal, gibt's diese Übungen auch als Flyer zum Mitnehmen?" Antwort T.: "Klar, habt ihr hier noch nichts bekommen? Das holen wir gleich nach."

Flyer ist jetzt sehr umgangssprachlich. In echt heißt das hier "Verhaltensempfehlungen für Beruf, Freizeit und Haushalt für Rehabilitanden der Reha-Klinik Damp". Das hätte die EU auch nicht schöner formulieren können. Wenige Minuten später halte ich das Teil in meinen Händen, scanne kurz die Überschrift; "Dem Rücken zu Liebe" steht da. Dann fällt mein Blick auf ein klassisches Signalwort: Sex! Mein Mitpatient neben mir tickt mich an und meint, ich solle mir den Flyer mal von innen angucken. Bitte?


Entlastende Haltung für den operierten Mann. So ...






... oder so.



Großartig, aber warum bekommen wir das Papier erst zum Ende der Kur? "Weil ihr das zu Hause mit eurer Partnerin und nicht mit einem Kurschatten ausprobieren sollt." Ja nee, iss klar. Soviel Fürsorge ist lobenswert und zeugt von echtem Verantwortungsbewußtsein.

Und damit sich niemand beschweren kann, nun das vollständige Bildmaterial aus diesem speziellen Flyer. Guckst Du hier:


Position 5 wird auch empfohlen, wenn Beide operiert sind. Mist, wenn ich das früher gewußt hätte, dann ...

Ich denke, das Bildmaterial ist weitestgehend selbsterklärend. Wer trotzdem noch Fragen hat, wende sich bitte an die Reha-Klinik Damp.

Auf jeden Fall geht's meinem Rücken jetzt viel besser und die Stimmung ist ganz oben.

( ... )

Dies ist wohl der letzte Post in diesem Blog. Ich danke allen Therapeuten, die mich in den vergangenen drei Wochen betreut und gefordert haben. An erster Stelle steht für mich das gesamte Team der DTT ORTHO 2 RÜCKEN. Danke für Eure super Arbeit und die tolle Stimmung! Und ein weiteres Danke an meinen Lieblings-Aqua-Jogging-Therapeuten H. Und ein superdickes Danekschön an das Serviceteam im Speisesaal im Haus Pamir. Toller Service, immer freundlich und zuvorkommend! Auch den Gute-Laune-Kollegen der Phonophorese und Marnitz-Massage ein fettes Dankeschön! Ich hätte noch Stunden mit Euch quatschen können.

Der Reha-Klinik kann ich leider kein gutes Zeugnis ausstellen. Ich habe dafür einfach stets zu deutlich gespürt, dass ich vor allem als Einnahmequelle gesehen werde. Übrigens zum Schluss noch ein kleiner Tipp, weitere lukrative Einnahmequellen zu erschließen: Der lange und schmucklose Gang zum Speisesaal im Haus Pamir könnte dazu genutzt werden, links und rechts an den Wänden noch Getränke-, Zigaretten- und Spielautomaten aufzuhängen. So awesome!

Mittwoch, 25. Mai 2011

Schlechte Nachrichten für Bayern

Auch in Damp gehen die Uhren anders!

Schlechte Nachrichten für Bayern: auch in Damp gehen die Uhren anders. Damit wir uns nicht falsch verstehen, sei betont, dass es sich hier nicht um ein Plagiat handelt. Denn in Bayern gehen die Uhren (nur) andersherum, was total doof ist, denn das hat keinerlei Auswirkungen auf die Zeit. In Damp dagegen ist die Zeit anders. Hier hat die Stunde 100 Minuten und dauert trotzdem eine Stunde. Ursache hierfür ist eine komplexe, durch Sonnenwinde und Corioliskraft verursachte Feld- und Phasenverschiebung des Raum-Zeit-Kontinuums auf dem Damp durchschneidenden Breitenparallel. 42.

Zurück zum Plagiat: auch hier sind die Bayern (besonders die Franken) echte Spezialisten, wie gewisse Dissertationen gewisser CSU-Politiker erst kürzlich bewiesen haben. Also ihr Norditaliener, kommt in den Norden. Hier ist alles echt, denn wir haben keine CSU!

Die unsichtbare Gefahr

So handelt man entschlossen.

Schade, Schade, denn für morgen Mittag stand u.a. ein griechischer Salat auf dem Speiseplan, den ich bestellen wollte. Da es mittags kein Salatbüffet gibt (jedenfalls nicht im GKV-Speisesaal; im PKV-Speisesaal dagegen schon), hält sich der Schaden in Grenzen. Aber lieber etwas Verzicht üben, als sich mit dieser üblen Infektion anzustecken.

Zum Glück droht uns aus dem blauen Himmel über Damp keine isländische Vulkanaschegefahr. Die Luft ist rein wie eh und je. Das Wasser blau und klar. Die Segel weiß leuchtend. Iss schon echt schön an der Ostsee ...

Blauer Himmel, weiße Wolken, Sonne und Strandkörbe: Ostsee!

Das Überraschungsei

Sieht aus wie eine Fotomontage, ist aber keine.

Diesen wunderbaren Blick haben meine Mit-Patienten und ich während der Gruppen-Krankengymnastik (also Training mit Schwingstange FLEXI-BAR oder beim Qigong). Der Gegenstand im Vordergrund ist ein klassisches Überraschungsei. Ich jedenfalls rechne damit, dass jeden Moment ein Happy-Hippo oder ein Schlumpf daraus hervorbricht.

Form- und Farbgebung sind eindeutig.

Mich interessiert ja nun, wer die Schokolade gegessen hat. Dazu wird erwartungsgemäß die Aussage verweigert. Ich gehe davon aus, dass das Therapeutenteam schokomäßig gemeinschaftlich gehandelt hat und deswegen schuldbewußt schweigt.
Ich vermute, es handelt sich hier um ein Patientengeschenk (für die Physiotherapeuten), mit dem Ziel, das therapeutische Team gnädig zu stimmen. Von kompetenter Seite habe ich gehört, es handelt sich um das berühmte Pezzi-Gymnastikei. Ich glaube das nicht und werde morgen nachsehen, was sich in diesem Überraschungsei verbergen mag. Vielleicht finde ich eine Prinzessin, die ich mit einem Kuß in eine Fröschin verwandeln kann ...

Mit den besten Empfehlungen unserer Diät-Assistentin

Das ist in der Reha-Klinik Damp der Gang, der zum Speisesaal führt.

So eine Kur ist ja auch immer eine gute Gelegenheit, mit unguten Gewohnten zu brechen. Also statt 'no sports' am Nordic Walking teilzunehmen oder mal ein wenig 'auf Diät' zu sein. Wer abnehmen möchte oder sogar muss, dem wird hier einiges geboten: jeden Mittag gibt's ein extra Diätessen mit wenig Fett und wenig Kalorien und auf Wunsch bzw Anordnung ist ein Gespräch mit einer Diät-Assistentin möglich. Ein alter Spruch aus meiner Jugend besagt, dass man "vorne aufhören solle, wenn's hinten weh tut". Oder im Klartext: wird's vorne zu schwer, dann tut's hinten weh; also vorne weniger, dann hinten weniger aua. Muss nicht so sein, kann aber so sein.

Blick in den Speisesaal; hier wichtig: das Schild im Vordergrund.

So eine Reha-Klinik ist ja immer auch ein Wirtschaftsbetrieb. Und wenn dieser Wirtschaftsbertieb Teil einer Aktiengesellschaft ist (hier: Damp Holding AG), ist der wirtschaftliche Druck besonders hoch, denn Investoren wollen Rendite und Manager Boni-Zahlungen. Also verdient man sich gern nebenbei was dazu. Hier zum Beispiel mit einem Café im Haus Pamir. Der Raum ist während der Mahlzeiten für Privatpatienten reserviert und nachmittags gibt's Kaffee und Kuchen gegen Bares. Besondere Aufmerksamkeiten verdient dabei das Tagesangebot. Guckst du hier:

Rahmkäsekuchen rechts abbiegen; zur Diät-Assisitentin geht's links.

Wer also auf halbe Ration gesetzt ist, kann sich direkt vor dem Speisesaal informieren, wo es das Gegenmittel zum Magenknurren gibt. Das ist nicht nur ungeheuer praktisch, sondern auch ausgesprochen serviceorientiert. Zusätzlich gibt's einen therapeutischen Mehrwert gratis obendrauf, denn wer um den "Rahm-Käsekuchen" herum kommt, spart nicht nur Geld sondern auch Pfunde.

Tja, wenn's ums Geld geht, darf's also auch ein bißchen mehr sein. Übrigens: dieses Angebot ist in Damp ein echtes Schnäppchen. Im Restaurant am Hafen kosten zwei Kugeln Vanilleeis mit Erdbeeren und Sahne 5 Euro 60; ohne Kaffee versteht sich.

Dienstag, 17. Mai 2011

Ups and downs

Reha-Klinik Damp und Ostseehotel; eine Frage der Perspektive

Um es einmal klar und deutlich vorweg zu sagen: Die Mitarbeitenden im Therapiezentrum sind richtig gut, motiviert, immer freundlich und stets am Wohl der Gäste und Patienten orientiert. Heute durfte ich wieder eine individuelle Krankengymnastik genießen. Es war die richtige Maßnahme im richtigen Moment und meine angestrengte Schulter dankte es mit dem wohligen Gefühl sanfter Entspanntheit.

Doch es gibt leider auch das andere Gesicht der Reha-Klinik; die umständliche Bürokratie eines schwerfälligen Wirtschaftsbetriebs, bei dem, nach meinem Eindruck, Controlling-Kennzahlen wichtiger zu sein scheinen als die Patienten-Zufriedenheit. Damit wir uns richtig verstehen, sei hier deutlich gesagt, dass eine Kurklinik immer auch ein wirtschaftlich arbeitender und denkender Betrieb ist. Das muss so sein und ist gut so. Doch muss man dies seine Gäste so ausgeprägt spüren lassen, wie hier in Damp? Ich finde nicht.

Ein Beispiel: Bei meiner Aufnahme gab ich an, keine guten Erfahrungen mit der Kombination Schwimmen und rechte Schulter zu haben. Aqua-Joggen ist dagegen okay. Nun hab ich jeden zweiten Tag "Therapeutisches Schwimmen" und freiwillig noch freies Schwimmen auf dem Programm. Gestern habe ich denn beim Arztgespräch angemerkt, dass ich statt des Schwimmens z.B. gern auch mal eine Massage oder etwas mehr Krankengymnastik hätte. "Gern, Herr Koch, dass ändere ich für Sie." Das war Montag um 12 Uhr. Seither warte ich auf einen neuen Therapieplan. Heute (Dienstag) Nachmittag habe ich dann im Therapiezentrum nachgefragt, wie denn so der Bearbeitungsstand ist. Der Mitarbeiterin dort war sichtlich peinlich, mir nach zwei Telefonaten und mehreren Blicken in den Computer mitteilen zu müssen, dass die Änderungen gerade jetzt erst (also nach rund 27 Stunden) angekommen sind und ich morgen mit einem neuen Plan rechnen dürfe. Ich bin heute den 9. Tag in Damp. Davon sind die ersten eineinhalb Tage Warteschleife sowie zweineinhalb Tage Wochenende ohne Anwendungen abzuziehen. Macht bis heute 5 Tage Netto physikalische Therapie. Blende ich nun noch die Schwimmtermine aus meinem Therapieplan aus, gestaltet sich das Verhältnis von Aufenthaltsdauer zu Therapiemaßnahmen noch ungünstiger. Gut für wirtschaftliche Kennzahlen und schlecht für die Therapieeffizienz. Gut, dass auch mein Kostenträger so 'ne Art Controlling hat.

Das es grundsätzlich auch anders geht, habe ich selbst in Bad Pyrmont erlebt. Dort gab man sich deutlich mehr Mühe und entwickelte mit mir ein individuelles Programm vom ersten bis zum letzten Tag. Und dann noch ein paar Kleinigkeiten: Wasser wurde selbstverständlich rund um die Uhr bereit gestellt. In Damp zahlt man für Wasser außerhalb der Mahlzeiten extra. Zu jedem Mittagessen fanden die Gäste mittags ein Salatbüffet vor. In Damp gibt es mittags kein Salatbüffet. Die hausinterne Sauna der Klinik in Bad Pyrmont konnte von allen Patienten selbstverständlich kostenlos genutzt werden. Sie galt als Teil des erfolgreichen Therapieprogramms. In Damp zahlt man 5,- EURO pro Nutzung der Betriebssauna. In Bad Pyrmont zahlten Patienten deutlich verbilligten Eintritt in der grandiosen Hufeland-Therme. In Damp zahlen Kurgäste den vollen Preis im Sauna- und Wellnessbereich. Für mehr Informationen guckst Du hier: http://www.badpyrmont.de/ und http://www.hufeland-therme.de/.

Heute mache ich mal wieder Freizeitprogramm in Eckernförde. Gut, das es nur 20 Kilometer bis Borby sind ...


Abendhimmel über Schwansen; kostenfrei und inklusive.

Donnerstag, 12. Mai 2011

Guten Appetit!

Hier dient der "grüne Punkt" nicht der Mülltrennung - oder doch?

Was haben die Fahrstühle und der Speisesaal im Haus Pamir der Reha-Klinik Damp gemeinsam? Beide sind zu klein und geben gelegentlich Anlaß für Frustrationen bei den ... Fällen? (wegen der Fallnummer) ... Patienten? (weil Reha-Klinik)? ... Kunden? (weil diese den Wirtschaftsbetrieb mit monetärem Treibstoff versorgen) ... Gästen! Ich finde, Gäste ist ein guter Kompromiss und läßt ausreichend Platz für eigene Phantasie. Besonders die Größe der Fahrstühle ist ein echter Dauerbrenner im Haus Pamir.

Die Mahlzeiten werden in "Essengruppen" eingenommen. Ich gehöre zur Essengruppe 1. An meinem Tisch isst sonst noch die Essengruppe 3 sowie die Essengruppe 5. Seeleuten ist an dieser Stelle schnell klar, dass dieser Tisch offensichtlich an der Steuerbordseite des Speisesaals steht!? So jedenfalls meine Spekulation an dieser Stelle. Jede Gruppe hat 45 Minuten Zeit, dann stehen die nächsten Gäste auf der Matte bzw. vor dem Tisch. Freundliche und sehr fleissige Servierkräfte bringen uns dann z.B. das am Vortag ausgewählte Essen mittags an den Platz. Zu jedem Tisch gehört eine kleine Magnettafel mit vier Feldern (weil vier Plätze am Tisch). Entscheidet man sich z.B. für Gericht 3 (es stehen insgesamt vier zur Auswahl), macht man einen roten Button in das entsprechende Feld. Wer am nächsten Tag auf das Mittagessen verzichten möchte, heftet einen gelben Button an die Tafel. Morgens und abends gibt's Büffet. Zweimal die Woche sogar Orangensaft (Die und Do).

Für die Gäste im Haus Pamir stehen drei Fahrstühle zur Verfügung, die uns schnell und sicher (bisher jedenfalls) von der 1. bis zur 15. Etage transportieren. Alternativ dürfen wir auch die Treppe benutzen (das machen naturgemäß in der Regel nur diejenenigen, die es am wenigsten nötig haben), die hier als wettergeschützte Betonfluchttreppe ausgebaut ist. In einen Fahrstuhl passen sechs Personen, ohne sich gegenseitig zu berühren. Sind alles sechs Personen mit Gehilfen und Rucksäcken oder Umhängetaschen (für Therapieutensilien wie Handtücher, Therapieplan etc.) ausgestattet und vielleicht noch zwei oder drei körperlich etwas umfänglicher, ist sichergestellt, dass niemand umfallen kann. Ab acht Personen gestalten sich die sozialen Fahrstuhlbeziehungen zu Körpervollkontakten. Gerade zu den Mahlzeiten sind die Fahrstühle übermäßig ausgelastet und jemand wie ich, der von der 7. Etage ins Erdgeschoss möchte, wartet in der Regel lange, bis so ein Fahrkorb vorbei kommt, der dann aber meistens schon gut bis übermäßig frequentiert ist. Interessant dabei ist auch der Aspekt, wie unterschiedlich doch Rasierwasser, Parfüms oder Deos riechen; jedenfalls, wenn sie benutzt werden. Manch ein vom Warten zermürbter Mensch benutzt dann doch die im Längsgang links befindliche Feuertreppe. Der Fahrstuhl jedoch hält trotzdem in der Etage, kann er doch nicht erkennen, ob stoppauslösende Knopfdrücker nicht schon über alle Berge ist. Dies verlängert so manche Fahrt und führt hin und wieder zu bissigen Bemerkungen der Reisenden. Ich vermute, es handelt sich bei den Fahrstühlen um einen verdeckten therapeutischen Ansatz, der die individuelle Toleranz- und Frustrationsschwelle der Gäste analysiert und ausbauen möchte.

Worüber unterhalten sich denn so die Gäste einer Reha-Klinik beim Essen? Klar, über Krankheit. Präziser: Jeder sich über seine Krankheit. Manchmal reden wir auch übers Essen. Je nach dem, welche Symptomatik gerade präsenter ist. Das Essen an sich schmeckt mir leidlich. Mir fehlt aber z.B. das gewohnte mittägliche Salatbüffet der Truppenverpflegung in Hamburg. Manchmal schmeckt das Essen etwas fade, was ich aber als Ausdruck für eine besonders schonende Garweise einer besonders gehaltvollen Speise interpretiere. Die Mengen sind so bemessen, dass in den Cafes und Lokalen in Damp nicht mit einem Umsatzrückgang zu rechnen ist. Wer mag, bekommt Nachschlag. Wer auf Diät ist, eher nicht. Diesen Gästen bleibt dann aber als Überbrückung bis zur nächsten Speisung die Möglichkeit, im Cafe Haus Pamir oder im Café Passat mit lecker Eisvariationen oder Sahnekuchen (oder auch beides) das Hungergefühl ein wenig einzudämmen.

Ich geb's zu, ich hab' einen Fehler gemacht: Ich bin nicht zur Büffeteinweisung gegangen. Warum nicht? Na, ich dachte, ich weiß wie so ein Büffet funktioniert, bin schon groß und schaff' das auch ohne besonderes Trainingsprogramm. Tja, falsch gedacht. Denn die "Büffeteinweisung" folgt auch einem verdeckten Therapieansatz und informiert nicht über die Regeln des verträglichen Miteinanders am Büffet, sondern über die körperlichen Konsequenzen, die sich aus jeder Speise ergeben können. Deswegen ist über jeder Speise (vom Teebeutel bis zur Mettwurst) ein Zettel angeklebt, der die Gäste über den Kalorien- und den Fettgehalt, das Cholesterin und die Harnsäure genaustens informiert. Und so kommt es, dass z.B. eine Portion Salat irgendwie mit 29 mg Harnsäure kombiniert. Nun gehöre ich zu den Menschen, die genau solche Informationen für durchaus verzichtbar halten. Das Auge isst halt mit und manchmal die Phantasie eben auch ... Vielleicht frage ich morgen früh meine Tischgenossen mal diskret nach der Bedeutung des Harnsäurewerts unserer Brötchen. In diesem Sinne: Bon appétit!

Als kleine Zwischenmahlzeit oder auch Ergänzungsnahrung halten Cafés ein umfangreiches Angebot reichhaltiger Speisen vor. Appetitfördernd sogar ohne Nährwert- und Harnsäureangaben.

Mittwoch, 11. Mai 2011

Wunderbare DTT Ortho 2 Rücken


Eingang zum vom Eckernförder Architekten Rimpf neugestalteten Therapiezentrum in Damp ...

Wenn ich's mir richtig gemerkt habe steht DTT für Dynamische Trainings Therapie (klingt schräg). Also dynamisch stimmt, Training auch und wegen Therapie bin ich schließlich hier. Ortho 2 ist die Abteilung, in der ich behandelt werde. Tja, und Rücken ist selbsterklärend. Rücken ist Rücken ist Rücken ist ... lassen wir das.

Die Begrüßung in der DTT-Therapiegruppe gefällt mir: Wir sind nach fünf Sekunden beim Du. Der Therapeut schaut an mir runter und entdeckt meine hellsohligen Hallensportschuhe. "Äh, wir beginnen heute mit Nordic Walking. Draußen." Mehr braucht's unter Männern nicht: Ich bin falsch angezogen und ziehe die Notbremse. "Öh, Nordic Walking? Iss jetzt nich so mein Ding. Gibts auch was für Männer?" Wir grinsen. Ich darf drinnen bleiben und bekomme eine Einzelstunde bei E. E. ist nicht nur sehr charmant, sondern legt auch treffsicher Hand an meinen Rücken. Wir reden und die Zeit vergeht wie im Fluge. Anschließend fühle ich mich ausgesprochen vital. E. hat offensichtlich magische Hände. Sie übergibt mich an B. und V., die mir einige Geräteübungen zeigen werden. Ich habe eine klassische Tonstörung und boote im Sprachverständniszentrum die Subroutine "Süddeutsche Dialekte". "Ah, ihr kommt aus Süddeutschland?", frage ich Weitgereister weltmännisch. Die beiden strahlen "Nee, wir kommen aus der Schwyz." Wunderbar! Ich bin begeistert und unterhalte mich blendend. Auch diese Stunde geht viel zu schnell vorbei. Die Übungen tun mir gut. Meine Schulter muckt kurz ob der ungewohnten Belastung und ergibt sich dann. Leider sind die beiden nur kurzzeitig als Praktikanten tätig und reisen in Kürze wieder ab. Danke Mädels, das war richtig gute Arbeit!

Aqua-Jogging ist gelenkschonendes Laufen im Wasser mit Auftriebshilfe. Das beste daran ist der Cheftherapeut im Schwimmbad. H. erkennt mich gleich wieder, begrüßt mich freundschaftlich, wir schnacken, dann schnallt er mir den Gurt um und ab geht's ins Becken. Ausnahmsweise verzichte ich auf eine geschmeidige A....bombe.

Bei der Phonophorese wird dem Körper mittels Schallwellen mit 5 kHz ein Medikament über die Haut zugeführt. Bei mir geht's da um Voltaren, die Allzweckwaffe gegen , Verstauchungen, Zerrungen, Prellungen, Sehnen- & Sehnenscheiden-Entzündungen, Muskelentzündungen, Schleimbeutelentzündungen an Gelenken, Schmerzen an den Gelenkkapseln, Schulter-Arm-Beschwerden und Verschleißerscheinungen der Extremitätengelenke und an der Wirbelsäule.
Der Schallkopf versetzt die Körperzellen in Schwingungen. Dabei wird der Wirkstoff des auf die Haut aufgetragenen Gels in den Körper zur Problemzone, zum Beispiel meiner rechten Schulter, transportiert.

... und das kann man da so alles machen.

Hurra - der Therapieplan ist da!

Auf dem Weg zum Frühstück gehe ich in der ersten Etage des Hauses "Pamir" bei meinem Postfach vorbei und finde - meinen Therapieplan. Es geht also los. Norddeutschen sagt man im nach, sie hätten keinen oder bisweilen einen 'trockenen' Humor. Da die Reha-Klinik sehr weit im Norden liegt (nördlich 54 Grad 30 Minuten Nord, aber noch südlich von Dänemark), fällt der Humor entsprechend aus: Nach dem Therapieplan hätte ich gestern um 11 Uhr 30 und um 15 Uhr meine ersten Anwendungen gehabt. Dem Prinzip der perfektionistischen Bürokratie verschrieben, steht oben rechts auf dem Plan die Uhrzeit, wann dieser gedruckt wurde: Gestern um 16 Uhr 55 Minuten und 9 Sekunden. Ohne Worte.

Am Strand sehe ich eine Gruppe Frühaufsteher bei der Brandungsgymnastik. Das lüftet durch und spannt den Körper. Glücklicherweise fällt heute die Brandung mangels Wind aus, was bedeutet, dass wir wieder einen dieser seltenen windstillen, warmen Frühlingstage an der See haben werden.

Windstiller Strand, Wasser voraus und warme Luft in Damp

Dienstag, 10. Mai 2011

Land in Sicht

Nun geht's also los. Gleich morgen früh ab 8 Uhr 30. Der Orthopäde ist sympathisch und wirkt sehr kompetent auf mich. Ich bekomme das sportliche Rückenprogramm (ohne Nordic Walking, das ist mir wichtig). Vielleicht fahre ich wieder nach Eckernförde, mich einleben.

Wie alles begann

Die Bauarbeiten in Damp erinnern einen stets daran, dass es der Wirtschaft in Deutschland wieder zunehmend besser geht.
So eine Kur ist im Grunde eine tolle Sache. Man tut etwas Gutes für sich, lernt Neues kennen und erholt sich ein wenig vom Alltag. Als mein Orthopäde vom Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg mir empfahl, mit meinen Schulter- und Rückenbeschwerden eine Kur zu machen, war ich begeistert. Die freundlichen Mitarbeiter vom Sanitätszentrum Hamburg bearbeiteten meinen Kurantrag in Rekordzeit und innerhalb von 10 Tagen lag meine "Kur-Einweisung" vom Sanitätsamt der Bundeswehr in München vor.

Ich durfte mir aus einem dicken Katalog mit Reha-Einrichtungen eine mir genehme Klinik aussuchen. Das ging schnell, denn ich wußte ja, wohin wollte: Nach Damp ins Therapiezentrum. Dort habe ich in den vergangenen Jahren diverse ambulante Physiotherapien mit Freude und Erfolg durchlaufen. Also war mein Erstwunsch die Reha-Klinik in Damp. Neben der angebotenen therapeutischen Qualität war mir die Nähe zu Eckernförde, einem traumhaft schönen Ostseebad 20 Kilometer südlich von Damp, ebenfalls sehr wichtig. Ganz uneigennützig aus rein toruistischen Gründen natürlich.

Wenige Tage später erhielt ich eine Kur-Überweisung mit dem Hinweis, doch bitte persönlich "einen genauen Aufnahmetermin" mit der Klinik abzusprechen. Ich rief also in Damp an. Dann ein Schreck: So kurzfristig wäre eine Aufnahme wohl nicht möglich und ich solle doch zehn Tage später kommen. Mein Hinweis, dass der Überweisungszeitraum bereits im Vorwege vom Sanitätsamt abgestimmt war, wurde mehr ignoriert als zur Kenntnis genommen. "Rufen Sie Montag nochmal an" wurde ich angewiesen. Und am Montag bekam ich dann grünes Licht aus Damp: Anreise wie gewünscht und überwiesen am 09. Mai 2011. "Finden Sie sich bitte zwischen 12 und 13 Uhr ein". Respekt, dachte ich, die arbeiten ohne Mittagspause durch ...

Letzte Woche erhielt ich dann Post aus Damp. Allerdings auf etwas kompliziertem Weg; nämlich über das Sanitätszentrum Hamburg. Die ersten Blätter aus dem gut gefüllten DinA4-Umschlag kamen freundlicherweise von der Marketingsabteilung. "Bringen Sie Ihren Ehepartner, Ihre Freundin, Ihren Freund mit!" stand auf dem ersten Zettel nebst einem Vermerk zur Kostenpauschale sowie den zur Verfügung stehenden Fitness-, Wellness- und Gesundheitsangeboten. Der zweite Zettel fragte, ob ich "Plusleistungen" wie Bademantel, Fön, Apfelsaft oder gar eine Telefongrundgebührbefreiung buchen möchte. Föhn? - brauch ich nicht. Bademantel hab ich selbst mitgebracht und für mein Mobiltelefon zahl ich keine Grundgebühr. Schade - leider nix für mich dabei.

Dann folgte ein Fragebogen zu meinen persönlichen Daten. Diesem entnahm ich, dass ich eine "Fallnummer" habe. So, so, ich bin also ein Fall. Und was für einer! Schließlich fiel mir dann auch ein umfangreicher Anamese-Fragebogen in die Hände. Den füllte ich natürlich sorgfältigst aus. Nur eine Frage konnte ich nicht beantworten. Irgendwas mit Disease-Management-Tralala. Dann faxte ich wie gewünscht den Anmeldebogen mit meinen Daten zur Reha-Klinik Damp.

Die ersten 24 Stunden - nix passiert

Blick auf die Ostsee Richtung Aerö
Ankomme Montag 12 Uhr 30. "Hallo, ich bin der neue Fall". Leider war ich "noch nicht im Computer" und damit unauffindbar, aber dennoch leibhaftig vorhanden. Die sehr freundliche Damp-Mitarbeiterin telefonierte mit einer anderen freundlichen Damp-Mitarbeiterin und schickte mich dann zu Zimmer 333 für die medizinische Aufnahme. Da Mittagspause war, mußte ich ein wenig auf einem Klappwandstuhl auf dem Flur warten. Dabei fiel mein Blick auf das Türschild von 333: Abteilung für Psychosomatik und Neurologie. Klingt irgendwie falsch, wenn man eine orthopädische Diagnose sein eigen nennen darf.

Nach zehn Minuten erschien eine strahlend-freundliche Mitarbeiterin und ging mit mir die Aufnahmeakte durch. "Das erste ärztliche Gespräch haben Sie morgen früh, weil unsere Patienten am Anreisetag durch die Reisestrapazen belastet sind." "Kein Problem," antwortete ich, "ich bin nicht belastet. Wir können also sofort loslegen." Keine Chance, ich wurde auf mein Zimmer geschickt und sollte mich dort und in Damp erst einmal "einleben". 20 Minuten später hatte ich mich Gepäck ins Zimmer gewuchtet, ausgepackt und wohl sortiert in den Einbauschrank geräumt.

Zum Ende des Gesprächs wies ich noch auf einen kleinen Widerspruch hin und fragte schlemisch, ob es in der Reha-Klinik auch eine Orthopädie-Abteilung gibt. "Bundeswehrsoldaten nehmen wir immer in der Psychosomatik auf. Darum kümmert sich dann morgen ihre Ärztin", war die klare Ansage. Soso, Soldaten werden immer in der Psychosomatik und Neurologie aufgenommen. Postmitarbeiter immer in der Dermatologie? Frauen grundsätzlich in der Inneren? Und Menschen mit Migrationshintergrund immer in der Orthopädie? Mmmh, klingt irgendwie nach dem Prinzip "Das haben wir schon immer so gemacht" oder "Das haben wir noch nie so gemacht". Das kann ja lustig werden ...

Als alles ausgepackt war schlüpfte ich in meine Laufsachen und erkundete mit lockerem Tempo die nähere Umgebung. Dabei hörte ich zeitvertreibende Kurzgeschichten von Jürgen von der Lippe. Nach dem Laufen fuhr ich für einen ersten Besuch nach Eckernförde und "lebte mich ein".

Am nächsten Morgen stellte ich mich weisungsgemäß um 8 Uhr 30 einer Ärztin vor, die das Gespräch mit dem Hinweis begann, dass ich offensichtlich in der falschen Abteilung gelandet wäre und daran die fehlerhafte Überweisung der Bundeswehr Schuld wäre. Ich solle doch mal mit der Bundeswehr telefonieren und das klären. Interessant, dachte ich und fragte, wo genau auf der Überweisung denn die Abteilung aufgeführt ist. Ist sie nämlich nicht. Und wen genau ich bei der Bundeswehr anrufen solle um was genau zu klären? Wir einigten uns, dass sie erst einmal hausintern klärt, ob ich in der Orthopädie aufgenommen werden könne.

Gerade erreicht mich die frohe Kunde, dass ich mich heute um 13 Uhr 30 beim Orthopäden vorstellen darf. Auch mit kleinen Schritten kommt man ans Ziel. Schade ist nur, dass man dafür 24 Stunden brauchte.